Freitag, 25. Mai 2012

After Work an der Seine

Der Sommer ist in Paris angekommen! Und wie! Es ist heiß, es ist schwül und die Luftverschmutzung tut ihr Ihriges zum allgemeinen Wohlbefinden bei. Bonjour Kreislaufprobleme! Das erzähle ich euch natürlich nur, damit ihr nicht zu neidisch seid, dass ich den Sommer in Paris erleben darf. Aber wo die Sonne scheint, da gibt es eben auch Schatten! Und das bezieht sich auch vor allem auf mein großes Abenteuer hier.


Denn obwohl ich ja schon ein halbes Jahr hier gelebt habe, die Sprache spreche und die beste Unterstützung von allen Seiten bekomme, die man sich vorstellen kann, so gibt es doch viele Momente, in denen es nicht einfach ist und mir alles zu viel wird. Dadurch dass alle vertrauten Bezugspunkte weggefallen sind, habe ich manchmal Angst, mich selbst ein Stück weit zu verlieren. Ohne die gewohnte Umgebung, die eigene Sprache, liebgewonnene Gewohnheit und vertraute Menschen fehlen Anhaltspunkte, an denen man sich orientieren kann, wo man eigentlich selbst gerade steht. Ich muss plötzlich ohne diese ganzen Stützen auskommen und fühle mich dabei oft wackelig.


Doch der große Teil meines Abenteuers ist natürlich großartig und nichts Geringeres als ein Geschenk. Gestern Abend haben wir uns nach einem Geschäftsmeeting in Paris getroffen und den Feierabend mit einem Spaziergang an der Seine eingeläutet, um ein bisschen von der Kühle des Wassers zu profitieren und das schöne Panorama in der Abendsonne zu genießen. Als es Zeit zum dîner wurde, haben wir den Weg in Richtung Marais eingeschlagen und den Abend bei Le Pain Quotidien ausklingen zu lassen. Dort auf der Terrasse hat es sich bei ausgezeichnetem Essen und gutem Rotwein sehr angenehm bis 23 Uhr aushalten lassen. Le Pain Quotidien ist eines meiner Lieblingsrestaurants geworden: alles bio, es gibt viele vegane Gerichte und das Brot überzeugt selbst die deutschen Ansprüche. Außerdem gefällt mir das rustikale Ambiente sehr gut als Kontrast zum sonst übermäßig schicken Paris.  


Heute ist es wieder heiß, aber zum Glück weniger schwül. Die Schattenseite unseres Apartements im obersten Stock, ist nämlich die angestaute Wärme. Es ist zwar komplett mit Klimaanlage ausgestattet, aber wir sind beide keine Fans davon. Unsere Antwort auf die Hitze lautet viele kühle Getränke mit noch mehr Eiswürfeln. Die Sonnenseite des heißen Apartements ist dafür der Mann mit dem schwarzen Gürtel, der heute sehr beeindruckend mit einem gezielten Handkantenschlag die Eiswürfel aus der Form gebracht hat, an denen ich mich vorher vergeblich abgemüht hatte.

Ein Begleiter mit schwarzem Gürtel hilft also nicht nur dabei, sich auch nachts in der Metro sicher wie in Abrahams Schoß zu fühlen, sondern löst auch ganz nebenbei die profanen Sorgen des Alltags auf einen Schlag.
Einen schönen Start ins Wochenende,
Juliane

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